Kieferorthopädie: Was ist funktionelle Kieferorthopädie? (2024)

Welche Aufgaben hat die Kieferorthopädie?

Die Kieferorthopädie in der Zahnheilkunde umfasst die Diagnose und Behandlung sowie die Prävention von Zahn- und Kieferfehlstellungen.
Kieferorthopäden sind Zahnärzte mit einer fachspezifischen Weiterbildung zum „Fachzahnarzt oder Fachzahnärztin für Kieferorthopädie“.

Hier finden Sie einen Fachzahnarzt oder Fachzahnärztin für Kieferorthopädie


Kieferorthopädie: Was ist funktionelle Kieferorthopädie? (1)
Zahn- und Kieferfehlstellung bei einem Patienten: Aufgrund verlagerter Weisheitszähne passen Ober- und Unterkiefer nicht mehr zusammen. Der „falsche Biss“ verursachte einseitigen Tinnitus und Migräneattacken.
Nach Entfernung aller Weisheitszähne, einer diagnostischen Schienen-Therapie (DROS®) sowie kombinierter kieferorthopädischer und restaurativer Behandlung, war der Patient beschwerdefrei.
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Wie wichtig ist die Zahnstellung für die Mundgesundheit?

Fehlstellungen von Zähnen und Kiefer sollten behandelt werden, denn sie sind meist nicht nur ein ästhetisches Problem. Zu eng oder schief stehende Zähne können auch die Funktion beim Beißen, Sprechen und Kauen sowie die gesamte Mundgesundheit beeinträchtigen.
Denn eng oder verschachtelt stehende Zähne sind schwer zu reinigen. Bei vorstehenden Schneidezähnen, wenn der Mund nicht mehr vollständig geschlossen werden kann und die Schleimhäute austrocknen, wird auch die Selbstreinigungsfunktion durch den Speichel erschwert. Schlecht gereinigte Zähne wiederum sind anfälliger für Karies. Die Bildung von Zahnbelägen (Plaque) gilt als Ursache für schwere Entzündungen von Zahnfleisch (Gingivitis) und Zahnbett (Parodontitis). Häufig führen auch die Weisheitszähne zu einer Fehlstellung der Frontzähne, schieben diese nach vorne, ein falscher Biss entsteht. Wann in diesen Fällen Weisheitszähne vorbeugend chirurgisch entfernt werden, beschreiben u.a. die Leitlinien zahnmedizinischer Fachgesellschaften, wie der DGZMK.

Welche Rolle spielt die Funktion in der Kieferorthopädie?

Manche Fehlbildungen des Gebisses sind Folge abweichender Entwicklungen der Kiefer und sind häufig bereits im Milchgebiss angelegt. Nicht angelegte Zähne oder Zahndurchbruchstörungen haben eine genetische Ursache. Ein "Über- oder Unterbiss" ist oftmals vererbt, wogegen der "offene Biss" häufig durch intensives Daumenlutschen verursacht wird.
Zahn- und Kieferfehlstellungen sind aber nicht immer genetisch bedingt, sondern zum großen Teil verursacht von Fehlfunktionen, die sich aus dem Gebrauch bzw. der Bewegung von Zähnen und Kiefergelenken ergeben. Damit nimmt die funktionelle Kieferorthopädie einen zunehmend wichtigen Stellenwert bei der Behandlung ein. Vielfältige Wechselwirkungen bestehen zwischen Kieferfehlstellungen (Dysgnathie) und parodontalen Erkrankungen, was eine interdisziplinäre Zusammenarbeit von Kieferorthopädie und Allgemeinzahnmedizin bzw. Parodontologie erforderlich macht.

Kieferorthopädie: Was ist funktionelle Kieferorthopädie? (2)
Patient mit schwerer Zahnbettentzündung (Parodontitis) und Zahnverlust aufgrund von Zahn- und Kieferfehlstellungen.
Die ästhetische und funktionelle Wiederherstellung der Kaufunktion gelingt nur in Kombination mit einem professionellen Mundhygienekonzept, kieferorthopädischer Behandlung plus Implantatprothetik.
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Was bedeutet funktionelle Kieferorthopädie?

Die funktionelle Kieferorthopädie beurteilt die korrekte funktionelle Zahnstellung immer im Zusammenhang mit der physiologischen Kiefergelenkposition. Werden die Zähne von Ober- und Unterkiefer jedoch ohne Rücksicht auf die Position der Kiefergelenke „reguliert“, kann dies zu Kiefergelenkbeschwerden mit gesundheitlichen Auswirkungen auf den ganzen Körper führen.

Wichtige Voraussetzung für ein gesundes, gleichmäßiges Gebiss ist die Okklusion, das harmonische Ineinandergreifen der Zähne von Ober- und Unterkiefer bei physiologischer Kiefergelenkposition. Ist die Okklusion gestört, weil Zähne schief stehen, zu eng stehen und sich gegenseitig behindern oder abschleifen, werden einzelne Zähne durch Vor- oder Frühkontakte fehlbelastet. Die Folge sind Schäden an den Zähnen selbst oder am Zahnhalteapparat. Durch nächtliches Zähneknirschen/Bruxismus kann es auch zu einem Verlust an Zahnsubstanz mit Verlust der Bisshöhe kommen - die Zähne werden immer kürzer.

Die umgebende Muskulatur versucht, sich an diese Fehlstellungen anzupassen oder diese auszugleichen. Gelingt dies nicht mehr, kommt es zu massiven Verspannungen der Kau-, Gesichts- und Kopfmuskulatur mit Überbelastung bzw. Kompression der Kiefergelenke. Der falsche Biss kann damit eine Vielzahl von CMD-Symptomen auslösen, die Schmerzen an Kopf, Kiefer, Gesicht, Schulter und Rücken verursachen.

Kieferorthopädie: Was ist funktionelle Kieferorthopädie? (3)
Zahnfehlstellungen, ein sogen. falscher Biss kann Ursache für Muskelverspannungen, Tinnitus und einseitige Kopfschmerzen sein.
Abhilfe schafft eine CMD-Behandlung mit der DROS®-Schienentherapie.
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Für Diagnostik und Therapie kommt die „funktionelle Kieferorthopädie“ zum Einsatz. Einleitend wird zur Diagnostik eine Funktionsanalyse vorgenommen und Modelle von Ober- und Unterkiefer angefertigt. Die Zahnstellung wird dann in einem Kausimulator, dem sog. Artikulator beurteilt. Dieser simuliert die Stellung und Funktionalität der Zähne in Abhängigkeit von Stellung und Funktionalität der Kiefergelenke. Nur diese Betrachtungsweise gibt die tatsächlichen Bissverhältnisse im Mund des Patienten wieder.

Die anschließende diagnostische Schienentherapie ermittelt dann exakt die Fehlstellungen der Zähne und die physiologische Kiefergelenkposition. Nach Stabilisierung dieser Position kann der Zahnarzt oder Kieferorthopäde anhand eines Wachsmodells von Ober- und Unterkiefer (Wax-up) nun genau ermitteln, welche Maßnahmen notwendig sind, um den ermittelten Zahn- und Kieferstatus dauerhaft zu erreichen.

Wenn z. B. viel Zahnsubstanz verloren ging, muss diese wieder aufgebaut werden, ein Vorkontakt wird durch eine Einschleifmaßnahme korrigiert. In einigen Fällen sind auch kieferorthopädische Regulierungen vorzunehmen, um den „richtigen Biss“ funktionell und ästhetisch wiederherzustellen.

Kieferorthopädie: Was ist funktionelle Kieferorthopädie? (4)
Zahnfehlstellung bei einer Patientin: Obwohl Zahnfleisch und Zahnbett entzündungsfrei sind, liegen CMD-Beschwerden vor: Muskelverspannungen im Kiefer- und Nackenbereich, Kiefergelenkknacken und Tinnitus.
Mit Hilfe der siebenwöchigen DROS®-Schienentherapie und einer funktionellen kieferorthopädischen Behandlung im Anschluss, konnte völlige Beschwerdefreiheit erreicht werden.
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Kieferorthopädische Behandlungsmaßnahmen – „Zahnregulierung“

In der Kieferorthopädie unterscheidet man die kieferorthopädische Zahnregulierung bei Kindern und Jugendlichen sowie die kieferorthopädische Zahnregulierung bei Erwachsenen. Zum Einsatz kommen dabei verschiedene Techniken und Apparaturen, u.a. für herausnehmbare Zahnspangen oder festsitzende Zahnspangen wie z.B. Brackets sowie durchsichtige Zahnschienen, sog. Aligner.

Kieferorthopädische Zahn- und Kieferregulierungen können die Beiß- und Kaufähigkeit verbessern, die Reinigung der Zähne erleichtern und Zahn- und Kiefergelenkerkrankungen vermeiden helfen.

Die eingesetzten Vorrichtungen sollen mit sanften Druck- und Zugkräften die gewünschte Zahn- bzw. Kieferposition herbeiführen, was oftmals viele Monate oder auch einige Jahre dauern kann.
Voraussetzung für eine erfolgreiche kieferorthopädische Behandlung ist eine detaillierte ästhetische und funktionelle Behandlungsplanung plus Funktionsanalyse, regelmäßige Kontrolltermine in der KFO-Praxis und vor allem die perfekte Mitarbeit des Patienten durch gründliche Zahn- und Mundhygiene.

Extreme Anomalien der Kieferknochen, etwa ein vorstehender oder absolut zu großer Unterkiefer sowie eine Lippen-Kiefer-Gaumenspalte beim Säugling, werden häufig chirurgisch korrigiert - meist in Kombination mit einer der Chirurgie vorangehenden kieferorthopädischen Behandlung.

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